Achental Logo

Pressemitteilung: Freundschaftsweg statt Skischaukel: Schleching, Sachrang und der Geigelstein: Zwei Dörfer im Südosten Bayerns und ein Berg, der nicht trennt, sondern verbindet

Schleching/Sachrang – Die Aufregung war groß, der Riss zwischen Befürwortern und Gegnern ging durch die gesamte Region, spaltete Familien und schien unüberwindbar: Über eine gewaltige Skischaukel – so die Pläne der Investoren vor einem halben Jahrhundert – sollten zwei Dörfer im Südosten Bayerns an der Grenze zu Tirol miteinander “künstlich” verbunden und mit anderen Gemeinden zu einem grenzüberschreitenden Skigebiet ausgebaut werden. Das Vorhaben, das den Charakter rund um den zweithöchsten Berg im Chiemgau in jeder Hinsicht auf Dauer nachhaltig verändert hätte, scheiterte am vehementen Widerstand engagierter Bürger und Umweltschützer auf ganzer Linie. Fünfzig Jahre später erscheinen die Pläne von damals ebenso absurd wie aus einer anderen Welt – der Klimawandel hätte einer Skischaukel schon vor Jahrzehnten die geschäftliche Grundlage entzogen. Dann die Wende im Sommer 1991: Statt großflächiger Pisten und Liftanlagen samt Hotel in Gipfelnähe erhielten Schleching und Sachrang ihr gemeinsames Projekt mit Zukunft. Die Ausweisung ihres Geigelsteins zum Naturschutzgebiet, das sich über 3.132 Hektar im Westen bis ins Priental und im Osten bis ins Achental erstreckt. Ein rund 1.800 Meter hoher Berg, der nicht trennt, sondern verbindet – mit diesem Prädikat und einem Plädoyer gegen den Massentourismus sicherten sich Schleching und Sachrang – ebenfalls als Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen beider Dörfer – im Jahr 2017 die vom Deutschen Alpenverein (DAV) äußerst selten verliehene Auszeichnung als Bergsteigerdörfer. Das Jahr 2024 markiert nun erneut ein Zeichen der gegenseitigen Verbundenheit: Zum Oktober verbindet ein offizieller Freundschaftsweg über zwei Streckenvarianten die beiden Dörfer. Sie führen durch das Naturschutzgebiet rund um den Geigelstein, der auch als “Blumenberg” des Chiemgaus bekannt ist.

Um den Einheimischen den Weg über den Berg von einem zum anderen Dorf zu weisen, hätte es – zugegeben – eine offizielle Beschilderung nicht gebraucht. Die kürzeste Verbindung zwischen den Bergsteigerdörfern, die Wahl der trittfesten Pfade über die Almen und den idealen Steig zu gemeinsamen Treffen auf der 1930 eingeweihten „Priener Hütte“ – das Wissen darüber wurde von einer auf die andere Generation der Menschen weitergegeben, die in den Chiemgauer Alpen im Südosten Bayerns zu Hause sind. Doch es sind nicht nur historische Wege durch die Berglandschaft, die beide Dörfer

verbinden. Mit einer gemeinsamen Bergregion erscheint es als selbstverständlich, dass die Bergwacht dies- und jenseits des Gipfels seit jeher eng zusammenarbeitet und daraus zahlreiche Freundschaften entstanden sind. Almbauern aus Schleching trieben ihr Vieh auf das Gebiet von Sachrang und viele Geschichten ranken sich um familiäre Verbindungen, bei denen der Berg nicht im Wege stand, sondern bei der Zusammenführung eher eine prominente Rolle gespielt haben soll.

Südlich des Chiemsees tief eingebettet in den Chiemgauer Alpen – so nah und doch so unterschiedlich: Das Dorf Sachrang mit seinen 670 Einwohnern liegt auf 738 Metern im Priental westlich des Geigelsteins, in Schleching am Fuße des Berges auf der Ostseite des Achentals auf einer Höhe von 569 Metern leben rund 1.900 Einwohner. Die Luftlinie zwischen beiden am Talschuss gelegenen Dörfern beträgt gerade einmal 10,4 Kilometer, doch mit dem Auto ist die Strecke zwischen Sachrang und Schleching unter 30 Minuten nicht zu schaffen: Die Kampenwand mit ihrem 1.669 Meter hohen Berggipfel und dem markanten Gipfelkreuz muss weitläufig umfahren werden. Als Freundschaftsweg zwischen Sachrang und Schleching sind nun zwei Varianten ausgeschildert: Ein rund 19 Kilometer langer Weg mit dem Gipfel des Geigelsteins auf 1.808 Metern als höchstem Punkt, der in rund 7,5 Stunden zu bewältigen ist. Alternativ bietet sich die 16,5 Kilometer lange Wegstrecke über die Dalsenalmen mit dem höchsten Punkt auf 1.079 Metern an, die in knapp fünf Stunden zurückzulegen ist.

Die Idee für einen Freundschaftsweg zwischen dem einen und dem anderen Dorf geht auf die Arbeits- und Initiativkreise zurück, die sich in Sachrang und Schleching gebildet und zum Ziel gesetzt haben, die Philosophie der Bergsteigerdörfer noch stärker ins Bewusstsein zu rücken und die Menschen einander näherzubringen.

Arbeits- und Initiativkreise Bergsteigerdörfer Schleching & Sachrang,

September 2024

Bildbeschreibung: Die neuen Schilder weisen auf die beiden Freundschaftswege zwischen den Bergsteigerdörfern Schleching und Sachrang hin.

 

Pressemitteilung als PDF Download: