Streichenkirche St. Servatius
Hoch über dem Tal der Tiroler Ache thront die Streichenkirche. Die Wandmalereien der im 12. Jahrhundert an einem Saumpfad erbauten Kirche sind ein außergewöhnliches Zeugnis mittelalterlicher Kirchenkunst.
Ein besonderer Kraftplatz
Die Kirche St. Servatius auf dem Streichen thront auf 814 Metern auf dem Schlossberg hoch über dem Tal der Tiroler Ache. Sie liegt an einem alten, historisch bedeutenden Saumpfad, von der auch der Name Streichen (Strichen = Übergang, Saumpfad) abgeleitet wurde. Prähistorische Funde aus der späten Bronzezeit zeugen von einer frühen Besiedelung des Ortes. Im Mittelalter erhob sich oberhalb der heutigen Streichenkirche die Streichenburg. Es wird angenommen, dass die Streichenritter bereits im 12. Jahrhundert zu Ehren des heiligen Servatius eine kleine Burgkapelle errichteten. Das heutige Gotteshaus dürfte allerdings erst nach der Ära der Streichenritter um 1300 errichtet worden sein. Erst in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Kirche St. Servatius erstmals urkundlich erwähnt. St. Servatius galt bei den Bauern als Patron für gutes Wetter und gute Ernten und zählt zu den Eisheiligen. Die kleine und von außen eher unscheinbare, ehemalige Wallfahrtskirche beherbergt in ihrem Inneren ganz besondere Schätze.
Mittelalterliche Kirchenkunst
Die heutige Bausubstanz der Streichenkirche blickt auf eine rund 700-jährige Geschichte zurück. Der Bau des flachgedeckten, einschiffigen Langhauses fällt wahrscheinlich auf das Ende des 13. Jahrhunderts. Der Chor, der um 1450 errichtet wurde, ist dreiseitig geschlossen, stark eingezogen und besitzt ein Netzgewölbe. Im Westen besitzt die Kirche einen Dachreiter. Die barocke Umgestaltung wurde von 1943 bis 1954 entfernt, wobei alte Fresken wieder aufgedeckt wurden. Zu den Höhepunkten zählen seitdem die aus der Zeit um 1440 stammenden Wandmalereien, die ein außergewöhnliches Zeugnis mittelalterlicher Kirchenkunst darstellen. Im Chor werden das Marienleben, die Passion Christi sowie das Jüngste Gericht gezeigt, während im Langhaus Szenen aus Heiligenlegenden und dem Heilsgeschehen zu sehen sind. Schnitzaltäre aus dem 16. Jahrhundert sowie ein kostbarer Kastenaltar von 1410, dessen Malereien herausragende Beispiele für den sogenannten “Weichen Stil” der Internationalen Gotik sind, runden den Innenraum der Kirche ab.
Rund um die Streichenkriche
Von der Streichenkirche genießt man nicht nur einen traumhaften Blick über das Schlechinger Tal hinüber zu Geigelstein, Kampenwand und Hochplatte, sondern auch in Richtung Kaisergebirge. An und in der Streichenkirche finden regelmäßig Konzerte statt. Eng verbunden mit der Streichenkirche ist auch das ehemalige Mesnerhaus, der Berggasthof Streichen (derzeit geschlossen). Das Gebäude, das zum Verkauf stand, konnte mit Unterstützung der Streichenfreunde von der Kulturstiftung Bayern und Yvonne und Thomas Wilde Familienstiftung erworben werden. Nun soll es behutsam saniert werden, um es für alle Schlechinger Bürger und Besucher in seiner ursprünglichen Form zu erhalten.
Besuch der Streichenkirche
Die Kirche ist in der Regel täglich für Besucher geöffnet und kann im Vorraum betreten werden. Das Gitter zum Hauptraum wird nur zu Gottesdiensten, Veranstaltungen oder Führungen geöffnet. Historische Kichenführungen mit Heimatpfleger Hartmut Rihl werden über den Achental Tourismus sowie auf Anfrage über das Pfarramt Schleching angeboten. Ausnahmegenehmigungen zum Befahren der gesperrten Straße zur Kirche sind ebenfalls auf Anfrage über die Gemeinde Schleching möglich.