Notfall am Berg: Was tun bei einem Gewitter?
Die Berge im Achental bieten viele Touren mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, die man zu Fuß oder mit dem Fahrrad erklimmen kann. Für Könner oder Anfänger, für Sportler oder für Genießer, rasant oder gemütlich, zur Morgenstund oder nach Feierabend – die Hauptsache ist, man kommt wieder unversehrt unten im Tal an.
Eine gründliche Vorbereitung ist dabei die beste Voraussetzung, damit vom Ausflug auf den Berg nur Glücksmomente und schöne Erinnerungen bleiben. Das beginnt bei der entsprechenden Ausrüstung, der richtigen Tourenplanung, der Einschätzung des eigenen Könnens, aber auch dem Wissen, was in einem Notfall am Berg zu beachten ist.
In unserer Reihe „Notfall am Berg“ erfahrt ihr, wie ihr in verschiedenen Notsituationen, die am Berg auftreten können, richtig reagiert.
Was tun, wenn man in ein Gewitter gerät?
Kaum jemand geht in die Berge, ohne vorher einen Blick in den Himmel zu werfen. Manchmal bricht man bei bestem Bergwetter auf, aber dann schlägt das Wetter innerhalb kürzester Zeit um und ein ordentliches Wärmegewitter zieht auf – meist sehr lokal und kaum vorhersehbar.
Ein Gewitter in den Bergen kann aber sehr schnell zur Gefahr werden. Um zu vermeiden, dass man am Berg in ein Gewitter gerät, hilft es, sehr früh aufzubrechen – denn meist steigt das Gewitter-Risiko in den warmen Sommermonaten im Laufe des Tages an.
Was zu beachten ist und wie man sich richtig verhält, wenn man am Berg in ein Gewitter gerät, erklären wir euch in diesem Blogpost.
Wie lokalisiert man ein Gewitter und erkennt die Gefahr?
In den Bergen wird gerne die 30-30-Regel herangezogen: Das heißt, dass Gefahr besteht, wenn zwischen Blitz und Donner weniger als 30 Sekunden Abstand liegen. Das Gewitter ist sehr nah, und die Gefahr ist erst vorüber, wenn der letzte Blitz oder das letzte Donnergrollen 30 Minuten zurückliegen.
Wie verhält man sich richtig, wenn man in den Bergen in ein Gewitter gerät?
- Klettersteige und Drahtseile meiden
- Höhlen oder Felseinschnitte meiden, da Wasseradern oder kleinen Quellen elektrische Energie weiterleiten können
- Grate, Gipfel, Felsnadeln, alleinstehende Bäume, Skiliftmasten, aber auch offene Flächen meiden
- Unterstand suchen: je größer und trockener ein Unterstand, desto besser
- wenn man keinen Unterstand findet:
- Schutzposition einnehmen: mit geschlossenen und angezogenen Beinen auf eine isolierende Unterlage (Sitzkissen, trockener Rucksack oder Kletterseil) ganz klein zusammenkauern und den Kontakt zum Boden so weit es geht minimieren – so bietet man dem Blitz keine Angriffsfläche
- metallische Gegenstände wie Steigeisen oder Karabiner weit von sich entfernt hinlegen
- eine Felswand ist eine relativ sichere Position: dafür stellt man sich vor einer Felswand ein Dreieck mit 15 Meter Höhe vor und kauert sich etwa 2 Meter von der Wand entfernt auf den Boden, um Erdströme zu vermeiden
- ein Wald mit gleichmäßig hohen Bäumen gilt als relativ sicher, man sollte sich jedoch von Baumstämmen oder vom Waldrand fernhalten
- im freien Feld oder auf weiten Almen an der tiefsten Stelle mit geschlossenen Beinen in die Hocke gehen
Wanderer in der Gruppe kauern sich am besten einzeln in der Hocke zusammen und bleiben nicht beieinander stehen oder berühren sich.
Auch Fahrradfahrer können vom Blitz getroffen werden, hier gilt: Absteigen und mindestens 10 Meter oder mehr Abstand zum Fahrrad einnehmen, denn es kann Blitze leiten. Ansonsten gilt das gleiche Verhalten wie für Wanderer.
Das Allerwichtigste ist – wie bei jedem Notfall – Ruhe bewahren!
Was tun, wenn doch etwas passiert ist?
Notrufnummer in den Alpen: 112
Die Wahrscheinlichkeit, von einem Blitz getroffen zu werden, ist statistisch gesehen Gott sei Dank sehr gering. Sollte dennoch etwas passieren, gilt die Notrufnummer 112, die meist auch ohne Empfang funktioniert.
Damit keine wertvolle Zeit verloren geht, sollte man die fünf W-Fragen verinnerlichen und für die Rettungsleitstelle am Telefon parat haben:
WO ist etwas passiert?
WER ruft an?
WAS ist passiert?
WIE VIELE Betroffene?
WARTEN auf Rückfragen!
Hier gibt es Informationen über das Bergwetter und das Gewitter-Risiko:
Quellen:
Prantl, Dominik: Gipfelbuch, 3. Auflage, München, Süddeutsche Zeitung Edition 2012, S. 275ff.
https://www.adfc.de/artikel/radfahren-bei-gewitter (Aufruf am 21. Juni 2023)