Das Gipfelbuch – Gästebuch der Berge
Was ist das nur für ein erhabenes Gefühl, nach einer langen und anstrengenden Tour endlich auf einem Gipfel zu stehen! Hat man den Ausblick in die umliegenden Berge und ins Tal ausgiebig bewundert, wandern die Augen suchend zum Gipfelkreuz: Gibt es ein Gipfelbuch?
Gipfelbücher sind oft in einer wasserfesten Hülle in einer Art Briefkasten oder einer Box mit Deckel verstaut. Auch auf unseren Gipfeln im Achental finden sich Gipfelbücher – sind sie vollgeschrieben, werden sie ausgetauscht. Wer sich um die einzelnen Gipfelbücher kümmert, ist oft nicht ganz klar und manchmal auch einfach ein gut behütetes Geheimnis.
In jedem Fall macht es Spaß, in einem Gipfelbuch zu blättern. Je nach Popularität des Berges oder der Tour reichen die Einträge im Buch auch mal ziemlich weit zurück – und die eigenen Einträge von früheren Touren lassen einen in Erinnerungen schwelgen…
Und die Einträge variieren: Es gibt Lustige, aber auch ernste Einträge, kreative und bunte, aber auch ganz nüchterne wie „Ich war da“.
Wir haben uns bei Bergmenschen umgehört, wie sie zu Gipfelbüchern stehen und was sie daran fasziniert.
Der Journalist Georg Bayerle mag Gipfelbücher, weil sie das Hochgefühl speichern: „Wir teilen darin den besonderen Moment des Obenseins. Mein speziellstes Gipfelbucherlebnis begann 1987 auf dem Wamperten Schrofen in Tirol. Damals ein völlig wegloser Berg, kaum begangen und nicht ganz leicht. Oben dann das Buch aus den 1930er Jahren, mit durchgestrichenen Hakenkreuzen, „lasst die Politik von den Bergen“, hatte jemand geschrieben. Und nur 4-5 Einträge pro Jahr! Vor zwei Jahren habe ich mich daran erinnert. Meine Suche führte zur Bergwacht Biberwier und sie haben das alte Gipfelbuch tatsächlich aufbewahrt. Ich entdeckte darin auch einen Eintrag von Liesl Karlstadt, die 1943 oben war. Wir sind dann nochmal auf der gleichen Route hinaufgestiegen. Daraus ist ein Film geworden.“
Dunja Lauber ist oft in unseren heimischen Bergen unterwegs und erklimmt viele Gipfel mehrmals im Jahr. „Wenn ich eine einsame, sehr unbekannte Tour gehe, dann trage ich mich ein. Für den Fall eines Notfalls und der besseren Nachvollziehbarkeit des möglichen Aufenthaltsorts finde ich das sehr wichtig“, so Dunja. Auch wenn die Stimmung überwältigend, der Aufstieg sehr anstrengend oder es ein Gipfel ist, den sie schon lange besteigen wollte, trägt sie sich ein – oder wenn Freunde mit dabei sind, die nicht oft auf den Berg gehen: „Ich glaube, für Menschen, die nicht so oft wandern gehen, ist das schon was Besonderes!“
Franziska Hammerl kennen unsere aufmerksamen Instagram-Follower sicher – sie nimmt euch immer wieder mit auf die schönsten Touren bei uns im Achental und macht euch vor allem auf die kleinen Dinge am Wegesrand aufmerksam. Das Gipfelbuch findet Franziska vor allem bei größeren oder auch anspruchsvolleren (alpinen und hochalpinen) Touren ganz wichtig – aus zwei Gründen. „Einmal sind das persönliche Gründe: Mein Bezug zu dem Berg, der Gipfel als persönliche Errungenschaft, gute Laune – und um den nachfolgenden Wanderern eine nette Botschaft zu hinterlassen.“ Der zweite Grund ist vor allem der Sicherheit am Berg geschuldet: „Im Falle eines Bergunglücks können per Gipfelbucheintrag gewissen Tatsachen rekonstruiert werden und eine (rasche) Rettungsaktion erleichtern. Ich notiere immer das Datum, die Uhrzeit, mögliche andere Gipfel, die ich an dem Tag schon bestiegen habe oder welches Ziel noch ansteht und ob ich alleine unterwegs bin oder in Begleitung.“ Das gibt Franziska eine gewisse Sicherheit bei ihrer Tour.
Ein junger Mann aus der Schweiz hat das Gipfelbuch nun als analoges, offline Berg-Tinder interpretiert: Er hat auf verschiedenen Berggipfeln in der Schweiz Notizbücher hinterlassen, in denen man – für eine Kontaktaufnahme – die Kontaktdaten für Gleichgesinnte hinterlegen kann.
Wie macht ihr das mit dem Gipfelbuch? Habt ihr schon mal etwas in einem Gipfelbuch entdeckt, das euch schmunzeln ließ?
#achentalerleben #einsmitdernatur