Auf a Wort im Achental mit Hilde Gaukler: Die Skischule war immer mein drittes Kind
Hilde Gaukler, geboren in Bergen im Chiemgau, hat 1969 die Skischule Achental am Balsberg in Unterwössen mit ihrem Mann Bernd Gaukler und Hias Haslberger als Frau der ersten Stunde mitbegründet. Generationen von Einheimischen- und Gästekindern haben in der Skischule Achental am Balsberg und auf der Winklmoosalm das Skifahren gelernt. Die Skilehrerin Hilde Gaukler hat über Jahrzehnte hinweg den Wintersport in der Region geprägt und ist eine wichtige Figur für Einheimische und Gäste im Achental. Sie ist noch heute als Skilehrerin aktiv in der Skischule Achental, die mittlerweile vom staatlich geprüften Skilehrer Thorsten Zaunmüller in Übersee geführt wird. Hilde Gaukler ist nach Lebensstationen in London, München und Prien heute in Staudach-Egerndach zuhause. Ende November war sie zum „Auf a Wort im Achental“-Interview zu Gast in der Tourist-Info im Alten Bad in Unterwössen.
Das Interview gibt es auch als Podcast zum Anhören:
Was hat euch dazu inspiriert, eine Skischule in Unterwössen zu
gründen?
Das war der Lift am Balsberg, der im Jahr 1969 gebaut wurde. Schnell war klar: Wenn wir einen Lift im Ort haben, dann brauchen wir auch eine Skischule. So ist man in Unterwössen auf meinen Mann und den Hias Haslberger zugegangen. Das war im Dezember 1969.
Welche Herausforderungen hast du in den Anfangsjahren eurer Skischule erlebt?
Mein Mann war zwar ausgebildeter Skilehrer, aber von der Organisation einer Skischule hatten wir zunächst keine Ahnung. Wir haben dann einfach losgelegt. Das Schwierigste war, ein Logo zu finden. Wir haben lange getüftelt und irgendwann kam die Bergspitze und die Abfahrtsspur dabei heraus. Es war von Anfang an eine Skischule für Gäste und Einheimische. Wir wussten zu Anfang nicht, ob es überhaupt laufen wird. Am 23. Dezember hat es zum Schneien angefangen, am 25. Dezember haben wir angefangen. Einige Skilehrer haben ihre eigenen Kinder mitgebracht, damit überhaupt ein Kurs zustande kommt. Am nächsten Tag hatten wir dann schon sechs oder sieben Kurse.
Wie hat sich der Wintersport in der Region seit den 60er Jahren verändert?
Damals haben die Gäste-Kinder erst ab sechs Jahren das Skifahren gelernt. Später kamen dann Kurse für Kindergärten und Schulen aus der Region dazu. Mit der Technik heute lernen die Leute viel schneller das Skifahren. Die Skikurse, die es früher gab, die gibt es heute nicht mehr. Heute nehmen sich die Gäste eher mal einen halben Tag in der Gruppe oder in der Familie einen Privat-Skilehrer.
Welche Rolle spielt die Skischule Achental heute im Tourismus im Achental?
Unsere Skischule unterrichtet mittlerweile hauptsächlich Kinder aus den Kindergärten und Schulen aus der Region. Die Gäste fahren heute dorthin, wo Schnee und große Skigebiete sind. Wir haben aber auch immer noch einen Bustransfer zum Seegatterl, denn es gibt einige Stammgäste, die kommen seit Jahren immer wieder zu uns. Dann haben wir die Skipässe schon im Bus und die Gäste können direkt in die Gondel einsteigen und rauf auf die Winklmoosalm.
Was sind deine schönsten Erinnerungen aus deiner Zeit als Skilehrerin?
Die schönsten Momente sind einfach, wenn wir die Kinder zum Strahlen bringen. Ich sage immer den angehenden Skilehrerinnen und Skilehrern: Dass ihr Technik vermitteln könnt, das setze ich voraus. Wichtig ist aber gerade bei Kindern: Angst abbauen, Vertrauen aufbauen, dann machen die Kinder alles mit und lernen auch gerne. Wenn die Kinder nach einem Skitag sagen: „Schee war’s!“ – das ist das Größte. Wir vermitteln auch immer den Spaß am Alpinsport. Wir holen die Kinder da ab, wo sie stehen und erwarten nicht zu viel. Die lernen es alle.
Du bist neben dem alpinen Skisport auch sonst sportlich sehr aktiv. Welche (Berg)-Sportarten betreibst du sonst noch?
Berggehen ist meine große Leidenschaft. Heuer bin ich zum ersten Mal über die Alpen gewandert. Wir waren zu zweit und individuell unterwegs.
Ich bin auch diverse Marathons gelaufen in meinem Leben. Nach dem Tod meines Mannes wurde das Pilgern zu meiner Leidenschaft. Ich bin auf sieben verschiedene Wegen den Jakobsweg nach Santiago gepilgert. Das war Teil meiner Trauerbewältigung. Und hier im Achental gehe ich am Berg wandern und radeln oder schwimmen. Wir haben hier alle Möglichkeiten.
Was bedeutet für dich Heimat?
Heimat ist nicht nur ein Gefühl für mich. Heimat ist auch eine gewisse Sicherheit und Geborgenheit. Man kennt die Leut‘, man kennt die Gegend – do bin i dahoam. Es klingt trivial, aber so ist es.
Was ist für dich „Typisch Achental“?
Es sind nicht bloß die Berge und der See – es ist die Weite und auch die Offenheit der Achentaler. Meine Erklärung ist, dass die Geborgenheit durch die Berge und die geografische Offenheit zum Chiemsee hin auch den offenen Charakter der Menschen hier widerspiegelt.
Wo ist dein Lieblingsplatz im Achental und warum?
Ich habe mehrere, einer wäre zu wenig. Aber einer ist ganz sicher oben an der Streichenkirche. Da fühle ich mich geerdet. Das ist ein besonderer Ort für mich. Ich bin aber auch gerne am See – vor allem im Herbst mit diesem besonderen Licht.
Welches ist deine liebste Tradition?
Jetzt in der Weihnachtszeit mag ich sehr gerne, dass Brauchtum noch gelebt wird, wie z.B. das Klöpfeln. Da spürt man den Zusammenhalt im Dorf.
Was ist ein perfekter Tag für dich im Achental?
Wenn ich in der Früh aufstehe, die Sonne scheint, der Himmel ist blau und mir tut nichts weh. Das ist ein perfekter Tag für mich.
Welches ist dein bayerisches Lieblingswort?
Geht nicht, gibt’s nicht. Irgendwie geht’s schon. Hat auch immer gehen müssen.
Kurze Fragen zu Kulinarik in Bayern:
Bosna oder Weißwurst? Eigentlich die Weißwurst, aber eine Bosna in Salzburg ist auch was Gutes.
Leberknödel oder Spinatknödel? Spinatknödel
Schweinsbraten oder Chiemseerenke? Renke
Berggehen oder Bergradeln? Beides, aber lieber Berggehen.
Berggipfel oder Bergsee? Beides – gerne auch Gumpen.
Privat: Alpinski oder Skitouren? Beides.
Was ist dein Lebensmotto?
Leben und leben lassen.