Auf a Wort im Achental Podcast

Auf a Wort im Achental mit Georg Haslberger

Die Gebirgsschützenkompanie Wössen/Achental feierte am 13. Juli 2024 ihr 50. Bestehen seit Wiedergründung mit einer Festveranstaltung in der Achentalhalle in Unterwössen. Wir haben den Gebirgsschützenhauptmann Georg Haslberger, gelernter Zimmermann, ehemaliger Leistungssportler (Ski nordisch) und Polizei-Beamter im Ruhestand, bei den Aufbauarbeiten am Vortag zum Interview in Unterwössen getroffen.

Zum diesem Interview gibt es auch einen Podcast zum Anhören:

 

Woher kommt es, dass es bei uns Gebirgsschützen gibt?
Früher gab es keine organisierten, wehrhaften Einheiten. Die Gebirgsschützen waren zu dieser Zeit eine Selbstverteidigung, die im Alpenraum stattgefunden hat. Unsere Geschichte geht zurück bis ins Jahr 1704, als der Spanische Erbfolgekrieg stattgefunden hat und kroatische Söldner ins Achental eingefallen sind. Die Streichenkapelle in Schleching wurde damals wiederholt geplündert und die Gebirgsschützen haben Eindringlinge und Viehdiebe vertrieben. Der Ursprung der Gebirgsschützen war also in der Tat die Heimatverteidigung – daraus gründeten sich die Kompanien, wie wir sie heute kennen.
Nach dem 2. Weltkrieg haben wir uns im Jahr 1973 wiedergegründet. Zunächst mussten wir akribisch nachweisen, dass es uns schon vor dem Krieg gegeben hat. Seit 1974 hat unsere Kompanie Bestand – darum feiern wir heuer unser 50. Jubiläum.

Was genau machen die Gebirgsschützen? Wie ist der Verein in das kirchliche und weltliche Leben der Gemeinde Unterwössen eingebunden? Wo können unsere Gäste und die Einheimischen die Gebirgsschützen erleben?
Eine Kompanie mit all ihren Titeln für die handelnden Personen ist nichts anderes als ein gemeinnütziger Verein, der Traditionen und Brauchtum lebt. Wir sind in alle Vereinsaktivitäten in den Achentalgemeinden eingebunden. Wir haben oft zwei- und dreifache “Ausrückungen” – wie z.B. an Fronleichnam.  Da sind wir dann in mehreren Achental-Gemeinden aktiv. Das alljährliche Weihnachtsschießen ist ein Publikumsliebling. Maibaum-Aufstellen und Seeräuberfest stehen im Jahr 2025 wieder auf dem Programm. Der Startschuss beim alljährlichen Hochgernlauf ist seit elf Jahren gesetzt. Und das sind nur einige Anlässe, die es zu erwähnen gibt.

Georg Haslberger

Wie viele aktive und fördernde Mitglieder hat der Verein aktuell?
Die Gebirgsschützenkompanie Wössen/Achental besteht aktuell aus 91 aktiven Mitgliedern, die mit Montur (Tracht) eingekleidet sind. 101 fördernde Mitglieder haben wir auch noch. Dazu kommen 190 aktive Sportschützen. Wichtig ist uns, dass wir kein reiner Männerverein sind. Wir haben auch acht Marketenderinnen und viele Sportschützinnen.

Wie wird man ein aktiver Gebirgsschütze?
Jeder angehende, neue Gebirgsschütze braucht zunächst einen Leumund, also eine Referenz im Achental. Dann unterliegen wir selbstverständlich dem Waffenrecht. Es gibt also diverse Kriterien, die erfüllt sein müssen. Dann sollte jeder Gebirgsschütze eine Liebe zu Brauchtum und Traditionen mitbringen.

Welche Bedeutung hat ein Verein wie die Gebirgsschützenkompanie im Miteinander in der Gemeinde Unterwössen?
Es gibt die Abteilung Sportschützen und den kulturellen Bereich in einer Gebirgsschützenkompanie. Vor 22 Jahren haben wir uns entschieden, ein Schützenheim mit Schießstand und Gaststätte in Unterwössen zu bauen. Hier ist die Anlaufstelle für alle Schützen – sechs Tage in der Woche kann hier jeder vorbeikommen. Das Schützenheim wird auch von Gästen besucht. Wir bieten 21 Vereinen aus der Umgebung einen Ort, um den Schießsport auszuüben und zusammen zu kommen.

Gibt es eine Nachwuchsarbeit? Interessieren sich auch die jungen Menschen für den Verein?
Es gibt aufgrund des Waffenrechts eine Altersgrenze ab 18 Jahren. Auch die Marketenderinnen müssen mindestens 18 Jahre alt sein, da sie Schnaps verkaufen. Unser Nachwuchs kommt ab 25 – 40 Jahren aus dem Bereich der Sportschützen. Oft kommt der Nachwuchs auch aus den Familien – so wie in meiner eigenen Familie. Kinder und Enkelkinder sind schon mit dabei.

Was ist deine Lieblingsveranstaltung im Jahreskalender der Gebirgsschützenkompanie Wössen?
Das ist für mich der jährliche Patronatstag am ersten Sonntag im Mai und die Gaufeste natürlich. Ich fühle mich aber auch immer wohl an unserem Schießstand und das jeden Tag im Jahr.

Was bedeutet für Dich Heimat?
Heimat ist ein großer Begriff. Es ist die Gegend, in der man aufgewachsen ist und wo man lebt und sich gut kennt. Heimat ist ein Gefühl.

Was ist für Dich „Typisch Achental“?
Das sind für mich die Berge, die Seen, die Almen und die Almwirtschaft, die Wirtshäuser und unsere Natur.

Wo ist Dein Lieblingsplatz im Achental und warum?
Auf dem Weg zur Jochbergalm gibt es eine Jagdhütte, die Perlach-Jagdhütte. Es ist eine Forsthütte, in der meine Familie bestimmt 15 Jahre lang die Ferien verbracht hat. Damit verbinde ich viele schöne Erinnerungen. Heute noch fahre ich bestimmt alle vier Wochen einmal mit dem Bergradl vorbei und schaue mir von dort den wunderbaren Blick nach unten an.

Welches ist deine liebste Tradition oder dein liebster Brauch?
Der Schützenbrauch liegt mir sehr am Herzen. Dann das sportliche Schießen und überhaupt die Tracht.

Was ist ein perfekter Tag für dich im Achental?
Das ist für mich im Sommer eine Tour mit dem Bergradl und irgendwo auf einer Alm einkehren – abends dann noch mit den Enkeln spielen. Im Winter zum Langlaufen gehen – mittlerweile auch schon mit den Enkeln. Das sind perfekte Tage für mich.

Welches ist dein bayerisches Lieblingswort? Und was bedeutet es?
Das ist auf jeden Fall und immer gerne und von Herzen: „Servus“. Das versteht auch jeder.

Kurze Fragen zu Kulinarik in Bayern:
Bosna oder Weißwurst?
Weißwurst
Leberknödel oder Spinatknödel? Leberknödel
Schweinsbraten oder Chiemseerenke? Schweinsbraten

Berggehen oder Bergradeln? Bergradeln
Berggipfel oder Bergsee? Beides
Alpinski oder Nordicski? Eher Nordicski und Tourengehen

Was ist dein Lebensmotto?
Leben und leben lassen. Ich selbst möchte gut leben und wünsche mir, dass die anderen auch gut leben. Das man untereinander gut auskommt. Mit Humor durchs Leben gehen, viele Freunde und eine intakte Familie haben. Mehr kann ich mir nicht wünschen.