Auf a Wort im Achental mit Daniela Maier
Daniela Maier, 28 Jahre alt, ist eine deutsche Freestyle-Skierin, die sich auf die Disziplin Skicross spezialisiert hat. Beim Skicross starten vier Athleten gleichzeitig und fahren einen Kurs hinunter, der mit Sprüngen, Wellen und Steilkurven gespickt ist. Daniela Maier stammt aus Furtwangen im Schwarzwald und begann ihre Karriere zunächst im Alpinen Skirennsport, bevor sie, motiviert durch ihren Vater, 2013 zum Skicross wechselte. Seitdem ist sie international erfolgreich, unter anderem im Weltcup, bei Weltmeisterschaften und zuletzt bei den Olympischen Spielen in Peking, wo sie die Bronzemedaille in der Disziplin Skicross für das DSV-Team geholt hat.
Daniela Maier lebt seit drei Jahren in Marquartstein im Achental und ist bei der Bundespolizei in Bad Endorf. Ihr großes Ziel ist es, sich weiterhin auf internationaler Ebene zu etablieren. Die Weltcup-Saison startet Anfang Dezember 2024 in Frankreich. Wir haben Daniela Maier bei einem kurzen Heimatbesuch zwischen den Trainingscamps am Kirchweih-Wochenende in der Tourist-Info in Unterwössen getroffen.
Das Interview gibt es auch als Podcast zum Anhören:
Wie und warum hat es dich zu uns ins Achental verschlagen?
Als Schwarzwälderin war ich im DSV-Team irgendwann die Einzige, die nicht aus Bayern kam. Die meisten Athleten unserer Mannschaft kommen aus der Chiemgauer Gegend. Außerdem wollte ich zur Bundespolizei nach Bad Endorf, da hat es sich angeboten, nach Bayern zu ziehen. Ich habe zunächst einige Jahre in Rosenheim gewohnt. Über Tim Hronek, der aus Unterwössen stammt, kannte ich das Achental. Tim wohnte zu der Zeit in Marquartstein – über eine Bekannte hat sich dann eine Wohnung in Marquartstein ergeben, in die ich mich sofort verliebt habe. Ich bin hier sehr glücklich. Ich kann von der Haustür aus auf Berge wie den Hochgern, zur Schnappenkirche oder auf die Hochplatte gehen. Ich fahre auch gerne mit dem Radl einfach los – sei es mit dem Bergradl oder dem Rennradl. Das genieße ich sehr. Gleichzeitig bin ich auch schnell in Bad Endorf in unserem großen Sportcampus oder in Ruhpolding im Kraftraum. Und die Nähe zu Österreich, die ist auch ein großer Pluspunkt.
Wie beeinflusst unsere Region deine sportliche Karriere und deine Vorbereitung auf die Wettkämpfe?
In Bad Endorf kann ich im Sportcampus Kraftaufbau trainieren.
Ich kann mit dem Rennrad flache Touren rund um den Chiemsee fahren oder über das Chiemseegebiet hinaus. Ich kann aber auch anspruchsvolle Touren mit Höhenmetern Richtung Österreich fahren.
Es gibt schöne Bergtouren, die man hier machen kann. Ich bin schnell an der Ache oder an den Seen, wo ich mich sehr gut erholen kann. In Rosenheim finden viele Lehrgänge statt, die ich schnell erreichen kann.
Und mein Skitechniker wohnt in Kössen in Tirol – also nur knapp 15 Minuten von mir zuhause.
Wie verbringst du deine Freizeit bei uns, wenn du nicht auf Skiern stehst?
Alle sportliche Aktivitäten, die man hier ausüben kann, zahlen auch auf meine Kondition ein. Wenn ich keinen Sport mache, dann fahre ich gerne zum Chiemsee und treffe Freunde und Teamkollegen. Es gibt viele schöne Spots wie Almen, Gaststätten und Cafés. Hier ist viel geboten.
Wo und wie trainiert ihr im Sommer?
Im Sommer trainieren wir viel an den konditionellen Fähigkeiten. Für mich als Skicrosserin ist es großartig, dass ich fast alles an Sportarten machen kann und dass alles einen Trainingseffekt für mich hat. Wir sind sehr viel im Kraftraum, weil Skicross eine Schnellkraft-Ausdauersportart ist. Ich brauche Abwechslung, also viel Kraft und Ausdauer, Schnelligkeit und Koordination. Deshalb ist mit Radfahren, Laufen, Berggehen, Kraftraum, Tennis und Squash alles dabei. All das kann man hier machen – das ist perfekt.
Was bedeutet für dich Heimat?
Heimat ist ein großer Begriff. Heimat bedeutet für mich, nach Hause zu kommen und sich wohlzufühlen. Dieses Gefühl, das mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert, wenn ich morgens aufwache. Das ist hier der Fall – wenn ich nach einem langen Lehrgang wieder nach Hause komme und mir denke, jetzt bin ich glücklich, weil ich daheim bin. Dazu gehören auch die lieben Menschen hier, die mir wichtig sind. Deswegen ist das Achental zu einer Heimat für mich geworden. Natürlich ist auch der Schwarzwald, wo meine Familie ist, immer noch Heimat für mich. Ich darf einfach zwei Orte meine Heimat nennen.
Was ist für dich „Typisch Achental“?
Ich mag das Malerische hier. Ich finde es bemerkenswert, wie jetzt der Nebel oft noch am Chiemsee hängt und wir haben hier schon traumhaftes Wetter und einen richtig goldenen Herbst. Wenn man dann von den Berggipfeln in das Tal schaut, dann sieht man dieses Malerische. Und man sieht Gleitschirm- und Segelflieger, die über der Landschaft schweben. Typisch Achental ist auch, dass die Leute so eine Freude daran haben, in der Natur unterwegs zu sein.
Wo ist dein Lieblingsplatz im Achental und warum?
Ich habe einen sehr schönen Lieblingsplatz im Achental, zu dem ich gerne abends gehe, um den Sonnenuntergang zu sehen. Den möchte ich aber für mich behalten. Ich genieße es sehr, an dem Platz dann die Ruhe zu spüren und über das gesamte Achental zu blicken. Welcher Platz auch sehr schön ist, ist die Schnappenkirche hoch über Marquartstein und Staudach-Egerndach.
Welches ist dein liebster Brauch oder deine liebste Tradition?
Leider hatte ich noch nicht so viel Gelegenheit, die Traditionen im Achental kennenzulernen. Ich mag es sehr, dass hier Traditionen gelebt werden wie in den Trachtenvereinen, beim Almabtrieb und all den schönen Festen hier. Mein Gefühl ist, dass hier Tradition noch mehr gelebt wird als in meiner ursprünglichen Heimat im Schwarzwald.
Was ist ein perfekter Tag für dich im Achental?
Ein perfekter Tag im Achental ist für mich, wenn ich früh am Morgen eine Bergtour mache, den Sonnenaufgang genieße und mir danach im Tal beim Bäcker ein frisches Croissant hole und das bei einer Tasse Kaffee genieße. Oder ich frühstücke zuerst und mache dann eine lange Radtour oder Bergtour über mehrere Almen und erhole mich später an der Ache. Es kann aber eine Rennradtour sein und später ein gemütlicher Ausklang in der Natur. Manchmal mache ich auch erst Krafttraining und gehe dann zum Sonnenuntergang hoch zu meinem Lieblingsplatz.
Welches ist dein bayerisches Lieblingswort?
Das ist eigentlich „Draumdagl“. Das sagen wir oft, wenn wir unterwegs sind, wenn es ein perfekter Sonnentag ist, keine Wolke am Himmel, Skifahren, die Piste ist super, dann ist es ein richtiges „Draumdagl“.
Kurze Fragen zu Kulinarik in Bayern:
Bosna oder Weißwurst? Der Zeitpunkt macht’s. Wenn wir vormittags wegfliegen, gibt es am Flughafen vorher immer Weißwurst. Auf dem Christkindlmarkt gerne eine Bosna.
Leberknödel oder Spinatknödel? Spinatknödel
Schweinsbraten oder Chiemseerenke? Schweinsbraten
Berggipfel oder Bergsee? Beides – erst Berggehen und dann ausruhen am Bergsee.
Rennradl oder Gravelbike? Rennradl
Was ist dein Lebensmotto?
Hör nicht auf zu strahlen, nur weil es die anderen blendet.
Also, dass man sich seine Träume erfüllt und für das kämpft, was man werden möchte. Es gibt immer eine Tür, durch die man gehen kann.
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