Auf a Wort im Achental mit Christian und Franziska Dögerl
Der Bildhauer und Medailleur Christian Dögerl hat seinen Werdegang an der Fachschule für Holzbildhauerei in Berchtesgaden begonnen. Sein erstes eigenes Atelier bezog er 1986 am Wuhrbichl in Marquartstein. Seither arbeitet der ausgebildete Künstler und gebürtige Marquartsteiner vor allem mit Holz, Bronze und Gips. Seine Arbeiten sind sehr vielseitig, und Christian Dögerl arbeitet immer an drei bis vier Projekten gleichzeitig.
2020 übernahm er zusammen mit seiner Frau Franziska die Produktion der Prägestätte der Familie Oswald und baute sie in Marquartstein neu auf. Seitdem verwirklichen sie gemeinsam neue Projekte im Bereich Münzen, Medaillen und Schmuck.
Die gebürtige Münchnerin Franziska kam 2013 als Sennerin auf die Rachlalm an der Hochplatte in Marquartstein. Dort haben sich die beiden kennengelernt. Wir haben das Ehepaar im Advent 2024 in ihrer Werkstatt in Marquartstein zum Interview getroffen.
Das Interview gibt es auch als Podcast zum Anhören:
Herzlichen Glückwunsch euch beiden: Die offizielle Weihnachtsmünze 2025 des Bundesfinanzministeriums kommt aus Marquartstein, von deinem Münzmodell, Christian! Wie kam es dazu?
Christian: Ich habe im Laufe meines Werdegangs schon an die 1000 Münzmodelle erstellt. Seit 2016 werde ich regelmäßig zu Wettbewerben des Bundesfinanzministeriums eingeladen. Ich war schon zweimal Vierter und einmal Zweiter, und heuer habe ich gewonnen. Es ist schon was Besonderes, denn man kann nicht einfach mitmachen, sondern wird geladen. Es sind immer zehn bis zwölf Bildhauer aus ganz Europa, die teilnehmen dürfen. Ein hochkarätiges Gremium entscheidet dann in einem aufwändigen Prozess, wer den Zuschlag bekommt. Die Entscheidung kommt dann ins Bundeskabinett. In diesem Jahr darf ich mich über die Auszeichnung freuen und für mich als Medailleur ist es die größte Auszeichnung, die ich bisher bekommen habe.
Franziska: Für uns als kleine Manufaktur im Achental ist die Auszeichnung ein Aushängeschild und eine große Ehre.
Was für ein Motiv wird die Münze zeigen?
Das Thema wird alljährlich vorgegeben. Für 2025 sind es die Heiligen Drei Könige.
Wo ist die Münze ab wann in welcher Auflage erhältlich?
Die Bundesprägestätten stellen die Münzen her – meist in einer maximalen Auflage von 75.000 Stück. Die Münzen haben einen nominellen Wert von 25 €, werden aber je nach Ausführung zwischen diesem Wert und ca. 95 € verkauft. Sie sind bei Banken und Sparkassen oder online zu Weihnachten 2025 erhältlich.
Wie selten ist heutzutage das Handwerk des Medailleurs?
Christian: In München gibt es noch den Bildhauer Ott, der auch Medailleur ist. Je weiter nördlich man nach Deutschland kommt, umso mehr Medailleure gibt es noch. In Berlin ist es sogar ein Studienfach im Fachbereich Gestaltung. Ich bin Autodiktat. Ich habe mir alles selbst beigebracht und viel ausprobiert. Gelernt habe ich Holzbildhauer.
Franziska: So wie wir arbeiten, gibt es das in Deutschland kaum noch. Wir wissen von einer weiteren Prägeanstalt, die so arbeitet wie wir.
Was sind eure Auftragsarbeiten hier in der Region? Zu welchen Anlässen erstellt ihr individuelle Münzen?
Franziska: Wir erstellen Münzen zu verschiedenen Anlässen. Von der Idee bis zur Umsetzung braucht es eine gewisse Zeit. Unsere Auftraggeber sind oft Kommunen und Gemeinden, aber auch Unternehmen wie KATEK in Grassau und die hiesigen Vereine. Für einzelne Personen sind es Aufträge wie Tauftaler und Schmuck mit Münzmotiven. Auf unserer Website findet man einen Teil unseres Angebotes: www.solidus-muenzmanufaktur.de. Nach und nach bauen wir den Shop aus. Wir arbeiten mit verschiedenen Gestaltern aus der Region wie Goldschmieden, Werkzeugmachern, Grafikern etc. zusammen.
Mein Traum wäre später einmal ein kleines Museum zum Thema Prägekunst zu schaffen, bestenfalls mit einem kleinen Café dabei. Das würde mir gefallen.
Wo im Achental ist deine Kunst als Bildhauer erlebbar?
Christian: Meine Werke hier im Ort Marquartstein sind z.B. die Ritter-Marquart-Figur auf dem Brunnen im Ortszentrum, der Nepomuk beim Bäcker Menter, verschiedene kreative Arbeiten für die Märchenparks in Marquartstein und Ruhpolding oder die Figurengruppe „Der richtige Weg“ auf dem Gelände der Chiemgauklinik – weitere Werke gibt es auch in Grassau, Bernau und Rottau.
Hat unsere Natur und die Umgebung einen Einfluss auf dein Wirken als Künstler?
Christian: Früher war ich fast täglich beim Berggehen. Das ist wie Meditation. Die Ideen kommen wie von selbst hier bei uns in der Natur.
Franziska: Wir sind auch als Familie sehr viel unterwegs in der Natur.
Was bedeutet für euch Heimat?
Christian: Geborgenheit, das Gefühl, daheim zu sein.
Franziska: Heimat ist für mich hier, wo ich mit dem Herzen angekommen bin. Das Achental ist jetzt meine Heimat.
Was ist für euch „Typisch Achental“?
Christian: Ein einerseits enger Raum, aber in jeder Gemeinde sind die Menschen unterschiedlich. Und das ist das Schöne, denn alle halten mittlerweile hier zusammen.
Franziska: Die Menschen hier sind bodenständig und geerdet. Man hat das Gefühl, hier ist alles so, wie es halt immer schon war – im positiven Sinne.
Wo ist euer Lieblingsplatz im Achental und warum?
Christian: Meiner war schon immer der Schnappen – da bin ich früher fast täglich hochgegangen. Und auch das Hochgernhaus.
Franziska: Meiner ist ganz sicher Minaruh in Marquartstein. Dort setze ich mich gerne auf die Bank und atme durch.
Welches ist euer liebster Brauch oder eure liebste Tradition?
Franziska: Was ich sehr mag, ist Kirchweih. Wir gehen gerne am Kirchweihmontag nochmal auf eine Alm, bevor die Almen dann die Saison beenden. Das ist so was wie der Abschied vom Sommer.
Was ist ein perfekter Tag für euch im Achental?
Christian: Für mich gibt es hier viele perfekte Tage.
Franziska: Für mich ist es am Wochenende bei schönem Wetter zuerst gemütlich zusammen frühstücken und dann mit den Kindern auf eine Alm gehen. Zum Beispiel zur Irmi auf die Hefteralm oder auf die Rachlalm.
Welches ist euer bayerisches Lieblingswort? Und was bedeutet es?
Christian: Ich mag Strietzi so gerne. Das ist ein Kosename für meine Kinder. So ähnlich wie Lausdirndl oder Lausbua.
Franziska: Gscheidhaferl – das bayerische Wort für Besserwisser, aber netter. Ich mag auch sehr gerne Spatzl. Ein Name für alle Familienmitglieder.
Kurze Fragen zu Kulinarik in Bayern:
Bosna oder Weißwurst?
Christian: Bosna
Franziska: Kommt auf die Situation an.
Leberknödel oder Spinatknödel?
Christian und Franziska: Semmelknödel
Schweinsbraten oder Chiemseerenke?
Christian: Schweinsbraten
Franziska: Chiemseerenke
Berggehen oder Bergradeln?
Christian und Franziska: Berggehen
Berggipfel oder Bergsee?
Christian und Franziska: Berggipfel
Alpinski oder Nordicski?
Franziska: Ich bin Anfängerin mit Nordicski.
Christian: Eher Alpinski, ich war aber schon ewig nicht mehr.
Was ist euer Lebensmotto?
Franziska: Mutig sein im Leben und sich was trauen. Sonst kommt man
zu nichts. Man lebt schließlich nur einmal. Und so sein, wie man ist. Authentisch sein.
Christian: Das gilt für uns beide. Sonst wären wir jetzt auch nicht da, wo wir heute sind.