Auf a Wort im Achental mit Bastl Starflinger
Bastl Starflinger setzt sich als Gemeinderat aktiv für die lokale Gemeinschaft in der Achental-Gemeinde Staudach-Egerndach ein – und auch kulturell ist er sehr aktiv. Er stammt aus einer musisch begabten Familie: Bastl ist selbst Mitglied der Band Dibss – Rock’n‘Roll aus Bayern, sein Bruder Florian ist Mitglied der Band Django 3000. Manchmal greift Bastl bei den Heimatkonzerten der Band zur Mundharmonika und verstärkt die Band bei einzelnen Songs.
Ein besonderes Highlight im Jahreskalender ist seine Fastenpredigt als Bastolomäus beim Starkbierfest im Gasthof Mühlwinkl in Staudach-Egerndach, die auch 2025 wieder zahlreiche Besucher anlocken wird. Wir haben ihn am Faschingswochenende 2025 zum „Auf a Wort im Achental“-Interview getroffen und mit ihm über Traditionen, Kultur und sein Engagement für die Region gesprochen.
Dieses Interview gibt es auch als Podcast zum Anhören:
Du wirst auch in diesem Jahr wieder die Fastenpredigt als Bastolomäus beim Starkbierfest im Gasthof Mühlwinkl halten. Was dürfen die Besucher in diesem Jahr erwarten?
Die Fastenpredigt findet alle zwei Jahre statt. Wir haben dieses Jahr 10-jähriges Jubiläum. Wir versuchen, in der Fastenpredigt immer einen roten Faden hinzubekommen – interaktiv und relativ wenig Weltgeschehen, eher lokale Themen aus unserem Ort: Es geht immer um Geschehnisse der vergangenen zwei Jahre. Meine erste Rede war so aufgebaut, dass ich als Bruder Bastolomäus nach Staudach gekommen bin und durch den Ort gewandert bin. An den einzelnen Plätzen im Ort habe ich Dinge erfahren, die ich dann vorgetragen habe. Einmal haben wir das ganze als Pressekonferenz gestaltet, ein anderes Mal als Geschichten aus dem Beichtstuhl. Dieses Jahr möchte ich nicht zu viel vorab verraten – aber es wird wahrscheinlich auch ein musikalischer Part vorkommen.
Die Fastenpredigt ist eine lange Tradition und oft auch gesellschaftskritisch und pointiert. Wie bereitest du dich darauf vor? Wer schreibt die Rede?
Nach der Fastenpredigt ist vor der Fastenpredigt. Wir haben immer zwei Jahre Zeit und fangen sofort wieder an mit der Stoffsammlung. Ich werde unterstützt von den Brüdern Mani und Simon Kalweit. Wir haben eine WhatsApp-Gruppe, in der wir Stoff sammeln. Mit diesen Anekdoten als Stichpunkte fangen wir an und versuchen einen roten Faden reinzubringen. Die Fastenpredigt wird dankenswerterweise geschrieben von den Brüdern Kalweit. Ich stelle mir dann aus dem Skript die Rede so zusammen, wie ich sie vortragen werde. Dann wird geübt, vor dem Spiegel am Rednerpult, bis die Rede sitzt.
Neben deiner Rolle als Fastenprediger bist du auch als Gemeinderat aktiv. Gibt es Überschneidungen zwischen deinem politischen Engagement und deiner Rolle als Fastenprediger?
Selbstverständlich (lacht). Als Mitglied vom Gemeinderat ist man mittendrin, man bekommt die Themen alle direkt mit. Ich nehme mich auch selbst gerne aufs Korn, denn auch ich bin nicht unfehlbar und lache auch gerne über mich selbst.
Deine Familie ist musikalisch sehr aktiv. Du selbst spielst bei den Heimatkonzerten hin und wieder Mundharmonika. Welche Rolle spielt Musik in deinem Leben?
Musik hat mich mein Leben lang schon begleitet, ich habe früher im Kinderchor gesungen und habe als Kind und Jugendlicher Trompetenunterricht genommen. Als Teenager war ich für ein bis zwei Jahre im Kirchenchor in Staudach und habe dort mit meiner Mama gesungen. Die Musik war also schon immer da. In der Realschule habe ich mit dem Tobi Kalweit von der Band DISM meine erste Band gegründet. Dann ging es weiter mit den DIBBS. Dann war ich dabei mit der Band „Heimat Damisch“ aus Bad Tölz – da haben wir zusammen die Bühnen in ganz Europa gerockt. Den DIBBS bin ich bis heute treu geblieben. Musik ist in meinem Leben immer wichtig gewesen.
Was macht für dich das kulturelle Leben in Staudach-Egerndach besonders?
Kulturell ist bei uns in Staudach-Egerndach richtig viel los. Wir haben alles zu bieten an Vereinen, was es nur gibt: Vom Trachtenverein über die Goaßlschnalzer, Musikverein, Feuerwehr, Böllerschützen. Es sind geliebte Traditionen, die hoffentlich nie aussterben. Gleichzeitig haben wir auch die Musikbühne und die Heimatkonzerte mit Django3000. Und dann gibt es noch das Waikiki Festival im Sommer, das mittlerweile richtig groß geworden ist.
Wie kann unsere Region die Traditionen auch für zukünftige Generationen bewahren?
Indem die Gemeinschaft zusammenarbeitet, um die Traditionen weiterzugeben. Durch die „Weitergabe des Feuers“, wie ich immer sage. Das passiert vor allem durch eine sehr gute Jugendarbeit, wie sie in Staudach-Egerndach gelebt wird. Jeder Verein hat seine Jugendabteilung, und dort wird richtig viel Zeit investiert. Da sind wir sensationell gut aufgestellt.
Was bedeutet für dich Heimat?
Heimat ist für mich das Gefühl, wenn ich länger weg bin, z.B. beim Musikspielen, dann habe ich schnell Heimweh bekommen. Ich habe mich dann immer wieder gefreut, wenn ich wieder „hoam kemma bin“.
Am stärksten ist das Gefühl immer, wenn ich auf der Autobahn über den Bernauer Berg komme und den Chiemsee zur Linken und das Schnappenkirchl zur Rechten blitzen sehe. Das ist dieses Gefühl von Heimat.
Was ist für dich „Typisch Achental“?
Die Leute und der Zusammenhalt untereinander in den Gemeinden und in den Vereinen, das ist für mich typisch Achental. Auch typisch ist die witzig gemeinte Selbstüberschätzung der Bürger in den einzelnen Gemeinden. Jeder meint doch, dass er oder sie in der besten Gemeinde lebt. Da wird untereinander auch immer schön „aufgezwickt“ – aber liebevoll gemeint. Die Schlechinger z.B. meinen, in Schleching sei es am schönsten. Und wir in Staudach denken das auch. Dabei ist es doch überall hier schön.
Wo ist dein Lieblingsplatz im Achental und warum?
Mein Lieblingsplatz ist überall dort, wo Leute zusammenkommen. Wenn ich es mal etwas ruhiger brauche, dann gerne in Staudach-Egerndach im Moos, vielleicht auf einem Hochsitz – ich bin ja auch Jäger. Oder auf dem Berg auf einem Fleckerl, das nicht jeder kennt.
Welches ist dein liebster Brauch oder deine liebste Tradition?
Ich habe nicht die eine liebste Tradition. Ich mag es einfach, wenn Menschen zusammenkommen, sei es bei der Musik oder am Stammtisch. Unsere Wirtshaustradition gehört zu einer der schönsten Traditionen. Was gibt es Schöneres, als in einer lauen Sommernacht bei traditioneller Musik und einem Bier mit den besten Spezln zusammen zu sitzen? In der Wirtschaft, da spielt sich einfach alles ab.
Was ist ein perfekter Tag für dich im Achental?
Im Sommer eine gemütliche Bergtour mit der Familie und dem Hund. Brotzeit machen, danach mit dem Radl an die Ache und abkühlen. Dann daheim miteinander grillen und im Anschluss auf ein Bier und Musik mit den Jungs den Tag ausklingen lassen.
Welches ist dein bayerisches Lieblingswort?
Vergelt’s Gott. Das ist meine Lieblingsredensart. Das wird auch viel zu wenig gesagt.
Kurze Fragen zu Kulinarik in Bayern:
Bosna oder Weißwurst? Im Winter Bosna. Immer Weißwurscht.
Leberknödel oder Spinatknödel? Spinatknödl
Schweinsbraten oder Chiemseerenke? Schweinsbraten
Berggehen oder Bergradeln? Berggehen
Berggipfel oder Bergsee? Berggipfel
Alpinski oder Nordicski? Radeln
Was ist dein Lebensmotto?
Ich habe kein Lebensmotto. Ich freue mich auf jeden Tag, der kommt. Und jeder Tag ist anders. Ich brauche kein Motto.