Auf a Wort im Achental: Der Märchenpark Marquartstein – ein Publikumsmagnet seit Generationen für die gesamte Familie
Der Märchenpark Marquartstein ist seit über 50 Jahren eine beliebte Freizeitattraktion im Chiemgau. Eingebettet in die idyllische Landschaft des Achentals, begeistert der Park mit liebevoll gestalteten Märchenstationen, Abenteuerspielplätzen und familienfreundlichen Fahrgeschäften. Besonders für jüngere Kinder bietet er eine spielerische Verbindung von Fantasie und Natur. 1971 von der Familie Aigner gegründet, hat sich der Park immer weiterentwickelt und verbindet traditionelles Märchenerzählen mit modernen Attraktionen. Sein Erfolg basiert auf der sehr besonderen Mischung aus Nostalgie und zeitgemäßem Erlebnisangebot. Die Philosophie des Märchenpark Marquartstein ist es, einen Rahmen für das gemeinsame Spiel von Kindern und ihren Bezugspersonen zu bieten und mögliche Alternativen zu elektronischem Spielzeug aufzuzeigen.
Wir haben die Betreiber des Märchenparks, Margaret und Peter Aigner kurz vor der Eröffnung der Saison 2025 im Märchenpark besucht.
Das Interview gibt es auch als Podcast zum Anhören:
Was war die Gründungsidee deiner Eltern, lieber Peter?
Peter: Der Gründungsgedanke meiner Eltern war, dass sie eine Erlebniswelt für die gesamte Familie schaffen. Es hat früher hier den ersten Skilift gegeben, den mein Vater im Jahr 1964 gebaut hat. 1971 hat er dann eine Sommerattraktion hinzugefügt und hat mit Hilfe seines Schwiegervaters den Märchenpark gegründet und gebaut. Damals war ich fünf Jahre alt. Wir waren als Kinder von Anfang an dabei und haben den Bau miterlebt. Relativ schnell waren wir dann auch schon aktiv dabei zu helfen. Es war von Anfang an ein Familienbetrieb und es hat schon immer jeder mit angepackt.
Nach über 50 Jahren bleibt der Märchenpark ein Publikumsmagnet in unserer Region. Worin liegt das Erfolgsgeheimnis – ist das Konzept heute vielleicht sogar aktueller denn je?
Peter: Unser Märchenpark ist in jedem Fall eine Alternative zur digitalen Welt. Die Menschen suchen heute mehr denn je Entschleunigung. Bei uns können die Kinder mit ihren Eltern oder anderen Bezugspersonen zusammen spielen und einen schönen Tag gemeinsam erleben.
Unser Konzept ist bewusst generationenübergreifend.
Margaret: Unsere Attraktionen sind meistens mit eigener Kraft betrieben. Eine Achterbahn ist bei uns nicht zu finden.
Für welche Zielgruppe ist der Märchenpark Marquartstein besonders interessant?
Peter: Hauptsächlich besuchen uns Familien mit kleineren Kindern bis ca. 12 Jahren.
Märchen sind ein wesentlicher Bestandteil des Parks – aber kennen Kinder heute überhaupt noch die klassischen Geschichten? Beobachtet ihr da Veränderungen?
Margaret: Das ist eine gute Frage. Meine Beobachtung ist, dass die meisten Kinder heute die Märchen aus den Disney-Filmen kennen.
Peter: Grundsätzlich sind Grimms Märchen ein Kulturgut und sind seit vielen Generationen überliefert. Der Grundgedanke eines jeden Märchens ist ja, dass immer das Gute über das Böse siegt. Es kommt auch immer ein Held vor. Das ist in der heutigen Zeit genauso wichtig für Kinder wie früher. Der Gedanke, dass das Gute immer über das Böse siegt ist ja die Basis einer optimistischen Lebenseinstellung. Meine Beobachtung ist aber auch, dass selbst wenn die Kinder das Märchen nicht kennen, sie es sich aber trotzdem bis zum Ende anhören.
Margaret: Meine Familie stammt tatsächlich aus der Grimm-Familie. Wir haben viel alte Märchen zuhause. Diese findet man aber heute kaum noch.
Der Märchenpark ist ein Familienunternehmen. Wie ist das Unternehmen heute aufgestellt und wer aus eurer Familie ist alles aktiv im Märchenpark?
Peter: Margaret und ich leiten den Märchenpark. Meine Schwester ist mit dabei und unterstützt uns im Büro. Unsere Söhne arbeiten mit, soweit sie Zeit haben. Der Jüngere ist gerade in der Meisterschule. Der Ältere baut sich gerade einen eigenen Betrieb auf und unterstützt uns in der Werkstatt. Die Verwandten helfen auch mit. Die Frau meines Neffen unterstützt uns im Bereich Online Marketing und Social Media. Es ist ein Familienbetrieb und wir hoffen, wir können den Betrieb irgendwann weitergeben an die nächste Generation.
Gibt es für die Saison 2025 Neuerungen oder besondere Attraktionen, auf die sich die Besucher freuen können?
Peter: In dieser Saison konzentrieren wir uns im Wesentlichen auf Wartungsarbeiten. Es ist eine unserer obersten Prioritäten, dass alles in einem guten Betriebszustand für unsere Gäste ist. Unsere letzte Neuerung war in 2023 das ‚Hennenrennen‘, die Kugelbahn. Die haben wir noch in 2024 etwas erweitert. Jetzt im Frühjahr gibt es in unserem Streichelzoo wieder Tiernachwuchs. Die Sommerrodelbahn ist nach wie vor ein Publikumsmagnet. Der 300qm überdachte Kinderbauhof lädt auch bei Regenwetter zum Spielen ein. Die Schneckenbahn ist immer ein Highlight. Die meisten Attraktionen sind mit eigener Kraft angetrieben. Das fordert die Eltern mit, die unsere Attraktionen somit in jedem Fall mit ihren Kindern erleben.
Kommt es vor, dass der Märchenpark mal zu voll ist?
Peter: Tatsächlich kommt das nie vor. Unser Gelände ist so weitläufig, dass es hier nie überfüllt ist. Oben im Wildpark gibt es auch noch den Waldspielplatz – also können sich die Besucher sehr gut auf viel Fläche verteilen. Dazu kommt, dass wir ab Ostern bis zum Ende der Herbstferien Saison haben – also ein langer Zeitraum.
Neben dem Märchenpark gibt es noch das Cafe und Restaurant Jägerwinkl mit einem sehr schönen Biergarten – geöffnet täglich von 9.30 – 19.00 Uhr. Dort können die Gäste sehr gut essen während ihres Besuchs. Mit einer Tageskarte kann man so oft man möchte ein- und ausgehen im Märchenpark und die Gastronomie nutzen. Der Kuchen ist auch sehr zu empfehlen. Der Vater der Pächterin ist Konditor.
Margaret: Im Park ist natürlich Picknick und Brotzeit auch möglich. Wir haben einen Grillplatz, der gut angenommen wird. Und Automaten für Getränke und Eis.
Margaret, du kommst ursprünglich aus Minnesota in den USA. Wie hat es dich ins bayerische Marquartstein verschlagen?
Nach meinem Studium in den USA habe ich Wanderlust gehabt. Ich habe damals eine Anzeige entdeckt für das amerikanische Hotel in Bernau am Chiemsee. Dort habe ich einige Jahre gearbeitet sowie als Sprachlehrerin für Siemens und die Volkshochschule. An der Volkshochschule habe ich dann Peter kennengelernt. Und so kam es, dass ich der Liebe wegen hiergeblieben bin.
Was bedeutet für euch Heimat?
Peter: Für mich bedeutet Heimat, da wo ich aufgewachsen bin mit den Eltern und Großeltern.
Margaret: Heimat ist für mich da, wo ich Wurzeln geschlagen habe, hier in meiner neuen Heimat.
Was ist für euch „Typisch Achental“?
Peter: Für mich ist typisch Achental das Tal zwischen den beiden Bergen Hochgern und Hochplatte mit der Ache, die sich durch das Tal schlängelt.
Margaret: Typisch Achental ist für mich eine Naturverbundenheit, eine Bodenständigkeit und ein aktives Leben.
Wo ist euer Lieblingsplatz im Achental und warum?
Peter: Mein Lieblingsplatz hier in der Region (vom Achental per Radl auch erreichbar) ist der Weitsee. Dieser glasklare Bergsee, eingebettet von den Reit im Winkler Bergen, ist für mich einer der schönsten Plätze hier – auch im Sommer zum Baden.
Margaret: Mein Lieblingsplatz im Achental ist jede Alm mit einer Brotzeit.
Welches ist euer liebster Brauch oder eure liebste Tradition?
Peter: Das ist für mich Kirchweih. Der Kirchweihmontag, weil er ein altüberlieferter Handwerker-Feiertag ist und der Kirchweihsonntag mit dem Kirta-Markt in Unterwössen. Es ist ein schöner Brauch, der sich über Generationen erhalten hat.
Margaret: Ich stimme Peter zu. Wir wandern an Kirchweih auf die Grassauer Almen und treffen Freunde dort zu Brotzeit und Musik.
Was ist ein perfekter Tag für euch im Achental?
Peter: Ein perfekter Tag ist für mich, wenn wir frei haben und einen Radlausflug machen oder wandern gehen und entspannen können.
Margaret: Ein perfekter Tag ist auch, wenn wir uns nach der Arbeit auf einer Alm oder vielleicht am See entspannen können und darüber nachdenken, dass unsere Arbeit erfolgreich war und die Gäste glücklich macht.
Welches ist euer bayerisches Lieblingswort? Und was bedeutet es?
Peter: Habe d’Ehre – ein Gruß, den ich sehr gerne verwende:
Margaret: Mein Repertoire an bayerischen Wörtern ist nicht so groß, wie das von Peter. Ich mag ‚Grüss Gott‘. Es hat eine tiefere Bedeutung als nur ‚Hallo‘.
Kurze Fragen zu Kulinarik in Bayern:
Bosna oder Weißwurst?
Peter: Auf alle Fälle Weißwurst
Margaret: Weißwurst
Leberknödel oder Spinatknödel?
Peter: Leberknödel
Margaret: Leberknödel
Schweinsbraten oder Chiemseerenke?
Peter: Chiemseerenke
Margaret: Schnitzel
Berggehen oder Bergradeln?
Peter: Berggehen, weil wir das zusammen machen können. Bergradeln gehe ich allein.
Margaret: Berggehen
Berggipfel oder Bergsee?
Peter: Beides
Margaret: Beides
Alpinski oder Nordicski?
Peter: Alpinski oder Snowboarden
Margaret: Alpinski
Was ist dein /euer Lebensmotto?
Peter: Den Tag nehmen, wie er kommt und sich an den kleinen Dingen erfreuen. Das kann das Morgenrot über dem Hochgern sein, aber auch die Freude über selbstgemachten Honig. Das man die kleinen Sachen schätzt.
Margaret: Offen bleiben für Änderungen.